Paul Moor – Namensgeber für unsere Schule

Paul Moor lebte von 1899 bis 1977 und war Mitbegründer sowie einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten „Schweizer Heilpädagogik“. Im Mittelpunkt seiner umfang- reichen theoretischen und praktischen Arbeit stand die Frage der Erziehung allgemein und unter erschwerenden Bedingungen zu einem verantwortlichen und sinnerfüllten Leben. Während in Deutschland Menschen wegen ihrer Behinderung als „lebensunwert“ etikettiert und umgebracht wurden, arbeitete er an einer Wendung der Blickrichtung weg von den „Fehlern“ behinderter Kinder und hin zu deren Möglichkeiten und Bedürfnissen. Aus einer Lebensbejahenden und ganzheitlichen Perspektive auf das Menschsein leitete er tragende Strukturen für das sonderpädagogische Denken und Handeln ab. Seine Sprache klingt zwar in der heutigen Zeit etwas altmodisch, doch in seinen Kerngedanken war Paul Moor seiner Zeit weit voraus und ist heute hoch aktuell. In Moors Menschenbild verfügt jeder Mensch, unabhängig von einer Behinderung, über Entwicklungs- und Autonomie- ptentiale, die im Laufe des Lebens zur Entfaltung gebracht werden können. Die Aufgabe der Erziehung ist es, diesen Prozess mit seinen individuellen und sozialen Komponenten stützend zu optimieren, d.h. einen „Äußeren Halt“ zu gewährleisten, damit der zu erziehende Mensch einen „Inneren Halt“ aufbauen kann. Zwischen Äußerem und Inneren Halt besteht eine ständige Wechselwirkung, die entscheidend vom Inneren Halt der Erzieher geprägt wird. Paul Moor legte deshalb großen Wert auf eine verantwortliche und einfühlsame Haltung der Erziehungspersonen und eine größtmögliche Respektierung der Selbstbestimmung der „Zöglinge“.

So forderte er von allen heilpädagogisch tätigen Menschen, erst einmal das Kind so anzunehmen, wie es ist, und zu versuchen, es zu verstehen. Auf dieser Basis habe der Erziehende dem Kind angemessene Ziele zu setzen und seine Beeinträchtigungen folgendermaßen zu betrachten: „Wo immer ein Kind versagt, haben wir nicht zu fragen: ‚Was tut man dagegen?‘. Pädagogisch wichtiger ist die Frage: ‚Was tut man dafür?‘. Nämlich für das, was werden sollte und werden könnte.“ Er wies auch darauf hin, dass man sich nicht nur um das Kind an sich, sondern auch um seine allgemeinen Lebensbedingungen und seine soziale Integration zu kümmern haben. Zu letzterer stellte er fest: „Eingliederung ist ja nicht nur dadurch möglich, dass der einzugliedernde Mensch sich ändere oder geändert werde, sondern auch dadurch, dass die Gemeinschaft sich ändert.“

Wir freuen uns, in Paul Moor einen Namensgeber für unsere Schule gefunden zu haben, der zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Grundlagen für unser heutiges Leitbild erarbeitet hat.